Landesförderung als "beispielgebendes Projekt"

Tatsächlich Zuschlag - nach aufwändigem 2-stufigem Antrag

Für unsere junge Genossenschaft geht es um einen richtig hohen Betrag v.a. für die anstehenden Entwicklungsarbeiten. Denn Schema-F ist billiger, verglichen dazu sind die vielen Neustart-Innovationen aufwändig neu zu entwickeln, das kostet zunächst mehr. Deshalb hatten wir so große Hoffnungen auf das genau darauf zugeschnittene Förderprogramm.

Und ok, wir sind auch ein bisschen stolz: wieder ein so dickes Brett unbezahlt gebohrt, für das es in Unternehmen oder Bestands-Genossenschaften bezahlte Profis gibt. ...gleichzeitig neben den anderen dicken Neustart-Brettern... Uli Otto, Andreas Drechsler und (neu) Hanna Neuffer machten sich im Sommer an den Langantrag der zweiten Runde, Ingrid Bauz war mit in der ersten dabei.

Idee und Fokus: Wohnflächensuffizienz

Was offenbar überzeugt hatte: Wir haben konsequent auf sparsamere Wohnfläche gesetzt. Denn sie gilt als mächtigster doppelter Lösungsbeitrag für Bezahlbar-Wohnen und Klimaschutz - beides sind die Zentralziele der Förderausschreibung. Erfolge bisheriger Wohnflächen-Projekte (v.a. Beratung, Umbauzuschüsse usw.) aber sind überschaubar. Auch in den Tübinger Programmen Optiwohn oder "Wir haben noch Platz" (Bild: Video zum Programm).

Viele Menschen würden zwar gern Besser-leben-auf-weniger m2. Aber sie finden keine kleine gute Wohnung. Oder nur weit weg, viel teurer als die Bestandsmiete. Nicht tauglich fürs Alter, für Wünsche nach Gemeinschaft, nur unter Verzicht auf ein Gästezimmer u.a. Da muss also ganz schön viel zusammenkommen, dass Menschen auf weniger Wohnfläche einwilligen.

Sparsame Wohnfläche ist eines der Top-Ziele von Neustart. Deshalb versuchen wir es mit ganz vielen gleichzeitigen Mitteln anzugehen. Unsere Überzeugung: Mit der erstmaligen systematischen Verknüpfung der stärksten Hebel im Quartiers- statt Einzelhausmaßstab überwindet unser ökosoziales 450-Personen-Experimentierquartier die Blockade, die landauf, landab beklagt wird: Dass zu wenig gebaut wird, dass bauen und mieten rasant teurer wird, dass zu viele in zu großen Wohnungen leben, dass selbst umzugsbereite Menschen faktisch kaum umziehen, und damit so selten Familienwohnungen frei werden.

Unser ambitioniertes Wohnraumziel liegt bei maximal 30m2 im Schnitt/Person (incl. Gemeinschaftsflächen) (Bild: Flächen-Benchmarks, BBSR-Band). Statt 48m2 heute. Wir wollen zeigen, dass es mit einer Art konzertierten Aktion vieler Bausteine klappen kann. Mit die wichtigsten Elemente dafür sind:

  • vielfältige flächensparsame Einzel- und Gemeinschaftswohnmodelle (von WG- bis Cluster)
  • sozialverträglich durch klare Belegungsregeln, lebenslanges Wohnrecht und Alternativangebote, wenn sich die Haushaltsgröße ändert. Die Schweizer Wohngenossenschaften zeigen seit Jahrzehnten, wie gut und hoch akzeptiert das funktionieren kann mit den im Lebenslauf "atmenden Wohnungsgrößen" je nach Haushaltsgröße.
  • Sharing und geteilte soziale Infrastruktur sichern nachhaltige Teilhabe für alle trotz sinkender Kaufkraft. Und machen ganz viel eigene Flächen unnötig - ob fürs Parkieren, selten genutzte platzraubende Konsumgüter oder schwach genutzte Gästezimmer oder Arbeitsplätze.
  • Hinzu kommen Faktoren, die für Lebenslauf-Wohnen entscheidend werden können: eine Pflege-WG im Quartier, unterstützende Wahl-Nachbarschaften, lebenslanges Wohnrecht und Barrierefreiheit.

So wird Besser-wohnen-mit-weniger-m2 attraktiv, so mobilisiert das alles nahräumliche Umzugsketten, Familienwohnungen werden frei. Wir wollen also eine Art Kettenreaktion mit ganz vielen Hebeln auslösen. Dazu braucht´s Koordination und ein paar neue Steuerungsinstrumente. Und die Einbeziehung des ganzen Quartiers, incl. Nachbarquartiere. Und einen Pool von genug Haushalten mit ganz verschiedenen Zusammensetzungen und an ganz verschiedenen Punkten im Lebenslauf.

Zurück