Werkstatt, Waschküche und Wannenbad

Soziale Infrastruktur – ein großes Wohnprojekt kann hier deutlich mehr

Es war nun schon der dritte intensive Neustart-Workshop zum Thema Soziale Infrastruktur (News zum letzten WS). Zu zwei großen Themenbündeln: (1) welche Räume, Angebote und Flächen sollen es nun werden? (2) Wie verorten wir sie am besten im Rahmen des ganzen Maribu-Geländes?

Wie bei allen Workshops ging es auch am 03.12.2022 im FRANZ!werk darum, die AG-Diskussion (hier: AG Soziale Infrastruktur) für alle Genossenschafter*innen zu öffnen. Zugleich Lust zu kriegen, auf das, was da entstehen soll. Und im Zusammenkommen und der Beschäftigung dem Lebensgefühl, den Chancen und den Herausforderungen des künftigen Alltags nicht nur intellektuell näherzukommen.

So bot die inspirierende Traumreise gleich zu Beginn absichtsvoll einen visionären und sinnlichen Einstieg (Bild oben; alle Fotos: U.Otto).

Und zwar zu einem Zentralthema – denn mit der Sozialen Infrastruktur verbinden wir hohe Erwartungen:

  • die gemeinschaftlichen Räume und Angeboten ermöglichen vielfältige nachbarschaftliche Begegnungsmöglichkeiten – ob beim Nutzen oder beim gemeinsamen bewirtschaften, organisieren usw.
  • Indem viele der Angebote nach dem Motto gemeinsam Nutzen statt privat Besitzen funktionieren, sind sie die Basis für sparsameren kollektiven Ressourcenverbrauch auf vielen Ebenen. Aber sie helfen auch den Einzelnen, viele Ausgaben einzusparen, ebenso Konsum- und Kümmeraufwand usw.
  • Außerdem machen sie es möglich, die individuellen Wohnflächen ohne zwangsläufige Einbußen an Aktivitäten oder Lebensqualität ziemlich runterzuschrauben. Werkstatt, Waschküche und Wannenbad sind nur eben nicht mehr im Privatbesitz- und -wohnbereich, sondern gemeinschaftlich organisiert.

Was aber können und wollen wir nun wirklich realisieren? Was wäre eher nice-to-have, was dagegen ist uns richtig wichtig? Und wie passt das zu den Vorgaben, die die Stadtverwaltung macht – vom Ort ohne Konsumzwang fürs ganze Maribu-Quartier über ein Stadtteil-Gesundheitszentrum bis hin zu Gästezimmern nicht nur für uns?

Immer wieder ging es um das Verhältnis zwischen intern und extern – nur als Beispiele:

  • Wollen wir eine informell betriebene Cafeteria (die für uns prinzipiell gesetzt ist) für alle öffnen – oder brauchen wir gerade solche sozialen Räume auch eher intimer für die Neustart-Bewohnenden, damit Zusammenhalt und Identifikation entsteht?
  • Wenn wir Gästezimmer (die ebenso gesetzt sind) auch für den weiteren Stadtteil (incl. Nachbar-Betriebe) anbieten – wie kriegen wir es hin, dass auch unsere privaten Besuche flexibel genug dort unterkommen?
  • Und a propos Nachbarhäuser: wenn etwa direkt neben unseren Häusern ein großer Multifunktions-Veranstaltungssaal realisiert werden sollte – brauchen wir dann selbst trotzdem einen, eben auch für tagsüber und mit einem persönlicheren wohnlicheren Anspruch? Ebenso bei Home-Office-Arbeitsplätzen?
  • Bei einigen Angeboten ist es dagegen völlig klar, dass sie für den größeren Stadtteil offen sind – etwa bei der angedachten Pflege-WG oder dem Stadtteilgesundheitszentrum. Da stellt sich dagegen teilweise die Frage, ob diese zwangsläufig in „unserem“ Bereich des Maribu-Geländes Platz finden müssten, oder vielleicht auch nicht?...

…womit wir schon beim zweiten Teil des Workshops sind: Es wurde intensiv nicht nur diskutiert, sondern ganz konkret gebastelt, was am besten wo hin sollte. Mit Schere, Papier, Stiften und Kleber, auf großen Quartiersplänen. Was braucht Schatten, was Sonne, wie ist es mit dem Lärm? Wo sind Sichtbeziehungen gut, wo eher Zurückgezogenheit? Gibt es energietechnische Argumente oder solche der Barrierefreiheit? Welche Angebote können durch Nähe Synergieeffekte entfalten und und und…

Und ein Fazit?

  • Von der Traumreise zu Beginn über die ernsten Gesichter beim Finanzthema bis zu den vielen konstruktiven ganz praktischen Diskussionen – immer wieder war es ein Spagat: Wie gelingt es uns, Visionen weiterzudenken, Räume dafür offenzuhalten und sie zugleich realistisch auf den Boden zu bringen? Denn die Rahmenbedingungen werden immer klarer (z.B. begrenzte Flächen) und vor allem in Sachen Finanzen immer bedrängender.
  • Zugleich ist völlig unverändert klar: Wenn etwas den großen Unterschied zu konventionellen Quartieren, Baugruppen, Genossenschaft macht – dann ist es nicht zuletzt eine starke soziale Infrastruktur!

 

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