Entscheidende politische Weichenstellungen im Januar

Der neue Rahmenplan - deutlich mehr Spielraum für das Gemeinwohl-Neustart-Konzept!

Warum wir große Hoffnungen haben? Jetzt kommt auch öffentlich sichtbar Bewegung in die jahrelang verfolgten und weiterentwickelten Planungen. Wenn sie breite politische Zustimmung bekommen, wäre ein kaum zu überschätzender Meilenstein hin zu einem neuen Tübinger Modell geschafft. Hoffnungsvoll stimmt uns außerdem, dass die Verwaltung in der Ratsvorlage uns gleich an mehreren Stellen als Gemeinwohlakteur erwähnt.

Ein Rahmenplan legt zentrale Grundlagen fest:

  • Welche städtebauliche Idee soll zum Tragen kommen?
  • Wieviel Nutzflächen auf welchen Grundflächen und Geschosszahlen können dort entstehen?
  • Wie sind die Gebäude zueinander angeordnet, welche Durchwegungen, Plätze und Grünräume sind geplant?
  • Und er spurt vor, welche Vorgaben die Stadt für die Bewerbungen im Rahmen der geplanten Konzeptvergabe macht? Vor allem in Sachen soziale Infrastruktur, aber ggf. auch Mobilitätskonzept usw.?

Vergleich zwischen 2019er- und 2023er-Plan? Unverändert werden rund 35.000 qm Bruttogeschossfläche geschaffen. Gut 10% davon werden im Erdgeschoss für öffentlich wirksame Nutzungen vorgesehen, der Rest dient der Wohnnutzung. Der bisherige Rahmenplan verfolgte die für die neueren Tübinger Quartiere typische Blockrandbebauung um drei neu entstehende Höfe herum. Die Gemeinderats-Vorlage vergleicht:

  • Höfestruktur: „Der äußere Rahmen des Plans bleibt nahezu unverändert. Aus den (…) drei Höfen wurden lediglich zwei etwas größere Höfe, die sich mit je einem größeren Solitär zu einem Platz hin öffnen. Anstatt zwei kleiner Taschenplätze entsteht so ein größerer Quartiersplatz, der vielfältig bespielt werden kann.
  • Der Straßenlärm der Stuttgarter Straße kommt nun nur noch an einer statt bisher an zwei Stellen in das Quartier.
  • Die Solitäre schaffen Raum für große Genossenschaften, fügen sich jedoch trotzdem in die Blockstruktur ein, sodass vom Verkehrslärm geschützte gemeinschaftliche Innenhöfe entstehen“.
  • Durch die kompakteren Typologien wirke das Quartier weniger dicht und schaffe größere private Freiräume in den gemeinschaftlichen Höfen.
Der überarbeitete Rahmenplan für das "Marienburger Areal" ermöglicht alternative Baukörper für gemeinschaftliches Wohnen

(Bild: der neue Rahmenplan-Entwurf von Januar 2023)

Was der Rahmenplanprozess mit Neustart zu tun hat? Ziemlich viel, und zwar sowohl bezüglich einer künftigen Nutzung durch uns als auch rückblickend bezüglich unserer Mitarbeit an der innovativen Neuformulierung:

„Bei der Fortschreibung des Rahmenplans waren die Genossenschaften Neustart und WagnisART stellvertretend für gemeinwohlorientierte Akteure beteiligt und haben die Struktur auf Nutzbarkeit für großen Genossenschaften hin geprüft. Derzeit plant die (Neustart-) Genossenschaft mit den Gebäuden A, B und ggf. C.“

Wie es nun weitergeht:

  • Nach den Beratungen und Entscheidungen im Südstadt-Ortsbeirat, im Verwaltungsausschuss und im Gemeinderat (alle im Januar 2023) wird die Verwaltung zunächst den Bebauungsplan vorbereiten.
  • Sodann soll - so die Beschlussvorlage - "die Vergabe der Grundstücke wie üblich im Rahmen einer Konzeptvergabe erfolgen. Wie immer können sich viele verschiedene Akteure bewerben" – die Vorgaben beziehen sich nicht zuletzt auf das Programm Fairer Wohnen.
  • Ebenso werden die künftigen Quartiersakteur*innen voraussichtlich zeigen müssen, wie sie es mit der (Auto-)Mobilität halten. Wir jedenfalls haben schon längst damit angefangen, ein ambitioniertes Mobilitätskonzept zu erarbeiten – und hoffen damit zugleich auf damit mögliche extrem reduzierte Stellplatzvorgaben (s. die schon 5 Jahre alte Stellplatzsatzung).

(Bild: der alte Rahmenplan von 2019)


Nun wird auch öffentlich deutlich, wie sehr auch seitens der Verwaltung gerade dieses Baugebiet zur Weiterentwicklung des Tübinger Modells gesetzt ist. Es zeigt sich vor allem an unserem Zentral-Thema Soziale Infrastruktur:

Das Maribu soll ein „Modellquartier für die gemeinschaftliche Bewirtschaftung von Ressourcen entstehen. Unter Federführung der Verwaltung wird derzeit zusammen mit der Genossenschaft Neustart und weiteren sozialen Akteuren ein kooperatives Modell für das neue Quartier entworfen. Daraus wird ein Instrumentarium der gemeinschaftlichen Entwicklung und des zukünftigen Managements des Areals Marienburger Straße entwickelt. Ziel des Prozesses ist die Erstellung eines schlüssigen Konzepts für die Bewirtschaftung der geplanten gemeinschaftlichen Infrastruktur“. Auch zu diesem Thema haben wir schon länger mit der Verwaltung zusammen Entwicklungsarbeit geleistet.

Über was entscheiden die politischen Gremien aber konkret?

  • Die Verwaltung formuliert zunächst den Beschlussantrag: „Der (…) fortgeschriebene städtebauliche Rahmenplan für das Quartier ´Marienburger Straße´ wird beschlossen und soll der weiteren Planung zugrunde gelegt werden“.
    (Bild: 8-stöckiges SWT-Hochhaus nebenan; Foto: G.Kannenberg; Quelle: commons.wikimedia.org; File: Stadtwerke_Tübingen,_Zentrale_2012.jpg)
  • Aus Neustart-Perspektive liegt uns aber noch eine zusätzliche Entscheidung extrem am Herzen: Die Verwaltung stellt alternativ zur Entscheidung, dass der Nord-Riegel A um ein Geschoss erhöht wird. Wir hoffen ganz stark auf diese Erhöhung – denn angesichts der extrem schwierigen (finanziellen) Rahmenbedingungen verbessert dies die Realisierbarkeit entscheidend. Zumal es eine der ganz wenigen in Tübingen beeinflussbaren Bedingungen ist. Einige qualitative Argumenten sprechen zusätzlich dafür: mehr Spielräume für quartierdienliche Infrastrukturen, für ein baulich-integriertes Mobilitätsmodells sowie für soziale Mischung. Direkt benachbart gibt es bereits das 11-stöckige "Franzosenhochhaus" sowie das 8-stöckige SWT-Verwaltungsgebäude.
    (Bild: 11-stöckiges Hochhaus nebenan; Foto: U.Otto)

Teilweise sind dies auch öffentliche Sitzungen: Zusätzlich zur Entscheidungssitzung im Gemeinderat am 26.01. wird der Rahmenplanentwurf auch im Südstadt-Ortsbeirat am 17.01. und im Planungsausschuss am 19.01. vorberaten.

(Bild: Luftbild vom heutigen Bestand; Foto: Lücken:nutzen-Antragsvideo)

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