Verwandtenbesuche …

Sich besuchen, inspirieren lassen, voneinander lernen

So inspirierend es für unsere Gäste meist ist, so lehrreich ist es auch für uns – oft so, wie wenn wir private Gäste durch die Stadt führen und diese dabei ganz neu sehen „durch deren Augen“: ganz Alltägliches in neuem Licht sehen. Oft Aha-Erlebnisse, wie viel mehr hier in Tübingen „geht“ im Vergleich zu anderen Städten,

  • z.B. wird meist der Standard in Sachen Stadtentwicklung neidisch und anerkennend kommentiert, den die Stadt seit Jahren erreicht hat. Dass hier im Prinzip die Mobilitätswende weg vom Auto ebenso gesetzt ist, wie hohe Standards der Klimaverträglichkeit. Und das Ideal gut gemischter, diverser und dicht besiedelter Stadtteile, in denen Wohnen, Leben und Arbeiten zusammengehören.
    Bild: Neuer-Norden-Delegation auf dem Weg vom Franz-Viertel zur Wagenburg (Foto: Lutz Wahler)
  • Und dass die Konzeptvergabe städtischer Flächen seit Jahrzehnten die Regel ist. D.h.: diejenigen bekommen die Grundstücksoption, die am meisten Gemeinnutzen für die Stadtgesellschaft realisieren wollen. Und das wird in mehreren Runden zusammen mit der Stadtverwaltung kooperativ dann so optimiert, dass am Schluss noch bessere Lösungen für die Stadt zustande kommen, als in den Bewerbungen schon angelegt.

Neben diesen Tübingen-Spezifika: was wollen unsere Besucher*innen am intensivsten mit uns diskutieren?

  • Vor allem unsere eigenen hohen Ambitionen in Sachen Soziale Infrastruktur – und zwar in der von uns angestoßenen Radikalisierung: nicht nur lauter kleine Einzelbausteine separierter Baugemeinschaften. Sondern ein integriertes Gesamtkonzept, das wir momentan im Auftrag der Stadt erarbeiten. Wir halten das für eine Riesenchance – auch wenn wir hier gefragt werden, ob wir damit nicht beträchtliche Entwicklungsarbeit machen, die prinzipiell die Stadt leisten müsste?
    Bild: Neuer-Norden-Delegation im FRANZ!werk (Foto: Lutz Wahler)
  • Unseren Viel-mehr-als-wohnen-Anspruch: dass wir vom anders-arbeiten über anders-wirtschaften bis zum anders-wohnen eine große Bandbreite von Themen partizipativ bearbeiten. Und uns bestimmt nicht beschränken lassen auf Bauträger oder gar nur Investorin. Sondern uns zugleich als stadtpolitische Initiative verstehen – beispielsweise für eine bessere niedrigschwellige Gesundheitsversorgung im Stadtteil und für eine andere Bodenpolitik.

„Es war (mal wieder) ein schönes NeuerNorden-Gemeinschaftserlebnis! Nicht nur informativ und interessant, sondern auch lustig und voller Genüsse. Birgit Riegger und Andreas Drechsler von Neustart zeigten uns nach der Fragerunde noch das Gelände für ihr Bauprojekt und im Anschluss die Wagenburg samt therapeutischem Bauernhof. Auf dem Weg zurück in Richtung Bahnhof streiften wir noch durch das neue Quartier "Alter Güterbahnhof" nördlich der B29, dort gab es lecker Kaffee + Kuchen, bevor wir gemütlich mit der Regionalbahn nach Stuttgart zurücktuckerten. Danke Neustart - Wir bleiben in Kontakt!“…

Bild: Feierstimmung nach der NeuerNorden-Vereinsgründung (Foto: Lutz Wahler)

…bleiben wir gerne – zumal wir im Durchdiskutieren gemeinsamer Themen immer selbst total viel profitieren.

Und ebenso war es etwa beim Besuch einer Baugruppe der Münchner wagnis eG im November oder beim Besuch der IBA Hamburg Mitte des Jahres. Der große kommerzielle Stadtentwickler schickte Delegationen in die aus seiner Sicht spannendsten Trendsetter-Städte. Eine davon wählte Tübingen. Und wie so oft: Sie besuchten nicht nur Cord Soehlke, den Tübinger Baubürgermeister. Sondern explizit eben auch uns.
Bilder: IBA-HH-Delegation im Franz-Viertel (Fotos: IBA HH)

Und damit sind wir bei der oben angesprochenen „Verpflichtung“ zu Verwandtenbesuchen: anspruchsvolle Wohn- oder gar Quartiersprojekte zu entwickeln, ist total herausfordernd. Umso mehr, je mehr Bottom-up. Da ist es ungeheuer ermutigend und hilfreich, wenn wir entsprechendes Wissen und Erfahrungen gegenseitig teilen, uns inspirieren (lassen), oft genug sehen, wie kaum-möglich-Geglaubtes doch funktionieren könnte.

Das begreifen wir als solidarische Verpflichtung. Und sind froh, dass wir ebenso bei anderen als Lerngäste willkommen sind. Denn wir haben selbst schon viele Projekte besucht und ganz viel von den Erfahrungen gelernt (z.B. zu Clusterwohnen). Mal abgesehen davon, dass die Begegnungen Spaß machen. Und z.B. die Neuer Norden-Leute total witzige Sachen haben – etwa die „AG Inspiration“: die recherchiert ständig coole Projekte – zwischen Wien, Kopenhagen, Zürich, Tübingen und so… - und dann reisen sie gemeinsam dahin. Und die AG ist auch zuständig für die gute Stimmung, fürs Gesellige – vom gemeinsam-Minigolfen bis hin zur Schnitzeljagd…

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