Gründungsveranstaltung der Genossenschaft
Am 02.10.2020 fand die Gründungsveranstaltung der Genossenschaft "Neustart: solidarisch leben + wohnen" statt
Gründungsveranstaltung der Genossenschaft am 02.10.2020
Am 02.10.2020 haben wir die Genossenschaft "Neustart: solidarisch leben + wohnen" endlich gründen können! Leider hatten wir in Tübingen keinen Saal gefunden, der groß genug war, damit die Corona-Abstandregeln eingehalten werden konnten. Die Gründungsveranstaltung fand daher im Kulturzentrum franzK. in Reutlingen statt. Unser Bonus: das Team des franzK. hatte bereits ein erprobtes Hygienekonzept, was wir einfach übernehmen konnten. Vielen Dank nochmals an das franzK. für die nette und kompetente Hilfe!
Für die "Initiative Neustart Tübingen" ist die Gründung der Genossenschaft ein großer Meilenstein. Nach gefühlt unglaublich vielen Schritten und Schrittchen haben wir unser erstes großes Ziel erreicht - trotz den erschwerten Bedingungen in Pandemie-Zeiten. Darauf sind wir schon sehr stolz. Vor allem unsere AG "Recht und Finanzen" (ReFi) hat sehr intensiv gearbeitet. In einem Workshop haben wir nochmals zusammen die Satzung der Genossenschaft besprochen und offene Punkte diskutiert. Und für das Orga-Team war die Vorbereitung ein sehr großer Kraftakt: Momentan noch entwickeln wir unser Projekt ehrenamtlich nebenher!
Die Veranstaltung und das Rahmenprogramm
Die Veranstaltung war erfreulich gut besucht: 79 Menschen waren gekommen. Es wäre durch die Corona-Bestimmungen kaum mehr möglich gewesen. Das große Interesse hat uns sehr gefreut. Organisatorisch führten uns Ingrid und Brigitte durch den Abend. Sie übernahmen die Einleitung und später die mühsame Durchführung der Gründungszeichnung. Marc übernahm gewohnt professionell die Moderation. Auch euch nochmals vielen Dank, vor allem für dich doch massiven Vorbereitungen im Vorfeld.
Da eine Genossenschaftsgründung einen engen rechtlichen Rahmen hat, war leider kaum Raum für einen unterhaltsamen Teil. Wir haben trotzdem noch etwas Zeit frei schaufeln können.
Für das Grußwort konnten wir Gerd Kuhn gewinnen. Als Wohnsoziologe und Stadtforscher hat er sich in Praxis und Forschung mit vielen für unser Projekt spannenden Fragen beschäftigt. Aus seiner Praxis mit Baugemeinschaften heraus gab er uns 20 Minuten lang eine gesellschaftliche und wohnungs-politische Einordnung der Neustart Idee. Während sich vor etwa 20 Jahren meist Gleichgesinnte für ein gemeinsames Wohnprojekt zusammenfanden, tritt heute die heterogenen Zusammensetzung der Bewohner*innen immer mehr in Vordergrund. Das ist auch ein Kernpunkt der Neustart Idee. In einer sehr gemischten Zusammensetzung werden Kommunikation und Vernetzung zentral wichtig. Daher werden diese Elemente in unserem Projekt auf vielen Ebenen mitgedacht. Die bauliche Unterstützung von Kommunikation wird ein zentraler Punkt bei den architektonischen Vorgaben bilden. Gerd Kuhn sieht einen Perspektivwechsel im Wohnungsbau weg von der einzelnen Wohnung hin zum Quartier. Womit er auch hier wieder auf Kernpunkte der Neustart Idee verweist.
Um nochmals deutlich zu machen, wie viel Arbeit und Engagement in die Gründung der Genossenschaft "Neustart: solidarisch leben + wohnen" geflossen sind, hatte Udo einen Überblick über die letzten fünf Jahre der "Initiative Neustart Tübingen" vorbereitet. In diesen Jahren gab es bereits viele Öffentlichkeitsaktionen, Exkursionen zu bestehenden Projekten in der Schweiz, Beteiligung an Diskussionsrunden und vieles mehr. Wir werden diesen Abriss noch als eigenen Artikel auf unsere Webseite stellen.
Da das rechtliche Konstrukt "Genossenschaft" in Deutschland nur wenigen geläufig ist, haben wir den rechtlichen Rahmen und die konkrete Ausgestaltung in unserer Genossenschaft vorgestellt. Hanna stellte unsere Organisationsstruktur vor und erklärte, wie wir versuchen unsere basisdemokratischen Strukturen aus der "Initiative Neustart Tübingen" in den engen rechtlichen Rahmen der Genossenschaft "Neustart: solidarisch leben + wohnen" zu überführen. Wir haben alle Spielräume die wir finden konnten genutzt. Auch dazu wird es noch einen eigenen Artikel auf der Webseite geben.
Anschließend stellte Thea einige Aspekte unserer Satzung vor. Auch hier hatten wir sehr wenig Spielraum. Die rechtlichen Vorgaben und die jeweiligen Prüfverbände geben einen recht engen Rahmen vor. An vielen Stellen mussten wir uns streng an die Vorgaben halten, aber in der AG ReFi und beim Workshop "Genossenschaftssatzung" haben wir versucht, so viel Basisdemokratie und Neustart Idee wie möglich in die wenigen Freiräume zu bringen. Ausführlicher musste Thea auf den Unterschied zwischen nutzenden Mitgliedern (Nutzung von Wohn- oder Gewerberäumen) und den Mitgliedern die sich finanziell beteiligen eingehen ("Fördermitglieder"). Aus rechtlichen Gründen mussten wir hier Unterschiede beim Stimmrecht machen. Trotz der trockenen Materie gab es eine Menge interessanter Nachfragen zur Satzung, so dass selbst dieser nüchterne Punkt lebendig wurde. Das rege Interesse hat uns sehr gefreut!
Die Gründung der Genossenschaft
So vorbereitet, kamen wir zum ersten Hauptpunkt des Abends: Die Gründung der Genossenschaft. Die Corona-Maßnahmen machten die Durchführung etwas umständlich und so dauert es ziemlich lange bis alle Interessierten die Gründungssatzung unterzeichnet hatten. Dass es so lang dauerte, lag aber erfreulicherweise vor allem an dem unerwartet hohen Echo bereits am Gründungsabend! Wir hatten bedingt durch die geringe Presseresonanz, dem Außer-Tübinger Gründungsort und den Einschränkungen durch die Pandemie mit viel weniger Gründungs-Genoss*innen gerechnet. Dass fast alle Anwesenden bereits zur Gründung der Genossenschaft beigetreten sind, hat uns schon ein bisschen euphorisch gestimmt. Nach fünf Jahren Arbeit und den letzten, sehr anstrengenden Wochen der Vorbereitung, war diese Feedback für uns überwältigend.
Vom Start weg haben wir 71 Genoss*innen, wovon 69 nutzende Mitglieder werden wollen.
Anschließend erfolgte die erste Mitgliederversammlung der Genossenschaft in Gründung. Hier ging es in erster Linie um die Wahl der gesetzlich vorgegebenen Gremien von Vorstand und Aufsichtsrat. Dazu mehr in einer eigenen Nachricht.
Was sonst noch blieb
Es blieb ein großer Berg Plastiktütenmüll. Leider sehen es die Reglements momentan vor, dass für jede Person am Mikrofon eine eigene Plastikabdeckung nötig ist. Durch die vielen Redebeiträge und die regen Nachfragen zum Thema Satzung hatten wir am Ende leider einen Menge Plastik zum Wegwerfen.
Für unsere Initiative bleibt die große Freude, den ersten Meilenstein mit unerwartet hoher Resonanz und Erfolg gemeistert zu haben. Und das alles unter den für uns spürbaren Einschränkungen durch die Pandemie.
Und was uns noch bleibt: Weiterhin sehr, sehr viel Arbeit. Menschen mit Zeit und Engagement sind weiterhin herzlich willkommen!