Workshop war toll: Commons fürs ganze größere Quartier

Modellquartier für gemeinschaftlich bewirtschaftete Infrastruktur

In Tübingen mit seiner Konzeptvergabe für städtischen Grund ist seit über einem Vierteljahrhundert klar: Projekte müssen einen Mehrwert fürs Quartier bringen. Aber in den neuen Quartieren bisher (seit dem Französischen Viertel) hat jedes Einzelprojekt seine Beiträge solitär konzipiert und bewirtschaftet. Kleinmaßstäblich. Eher unkoordiniert.

Im Marienburger Areal soll es hier nun einen Quantensprung geben: Dort soll ein sog. Ankernutzer Regie führen bei der Entwicklung und Konzeption quartiersübergreifend gefragter und zu nutzender Infrastruktur. Synergien sollen systematisch genutzt werden, die Bewirtschaftung soll koordiniert erfolgen.
Bild: Andreas Roth von der AG (Foto: U.Otto)

In diesem Prozess würden wir gern dieser Ankernutzer sein. Für Tübingen und anderswo ist das aber richtig Neuland: Wie kann das aussehen, was bringt das, wie gestalten wir das? Unsere AG Soziale Infrastruktur hat dazu monatelang intensiv Konzeptionsarbeit geleistet. Und darüber hat nun der Workshop am 18.03.23 ebenso intensiv diskutiert - schon der vierte zum Infrastrukturthema!
Bild: Plenumsphase, generationsübergreifend (Foto: U.Otto)

Was ist gesetzt bisher - auch als Ergebnis der letzten drei Workshops?

Einerseits wird´s eine Reihe gemeinschaftliche genutzter Räume und Angebote geben, die Neustart vorrangig für sich selbst plant: Flex-Räume, Allerleih-Station, Secondhand-Depot, Lebensmittel-Depot, Co-Working u.a.m. (Um sie ging es nicht im 4. Workshop).
Bild unten: Architekt Thilo Schäfers Ideen zu sinnvoller Verortung (Foto: U.Otto)

Andererseits soziale Infrastruktur, die quartiersübergreifend gefragt und zu nutzen ist - im größeren Marienburger Areal, aber auch in den umliegenden Gebieten. Diese Infrastruktur will Neustart quartiersübergreifend konzipieren, entwickeln und managen. Dazu hatten wir Bedarfe in den Quartieren und bei den sozialen Trägern in der Südstadt erhoben. Auf deren Basis gab´s dazu klare Wünsche von der Stadt. Sie beauftragte Neustart im Oktober 2022, hierzu eine Konzeption fürs ganze Quartier (also über die Neustart-Flächen hinaus) zu entwickeln. Und zwar für folgende Angebote:

  • Ort ohne Konsumzwang
  • Gästezimmer (ggf. dezentral)
  • Eis, Cafeteria, Café
  • Stadtteilgesundheitszentrum (aus unserer Sicht ggf. erweitert als Nachbarschaftszentrum)
  • Räume für Beratungen (u.a. der sozialen Träger, des Stadtteiltreffs usw.)
  • Multiflex-Raum (verschiedene Nutzungen, Begegnung, Sport, Kleinkunst, Kino...) mit Außenraum

Quartiers-Gemeingut: Wie gemeinsam bewirtschaften?

Die Zentralidee: einige dieser Gemeinschafts-Infrastrukturen senken den Bedarf an Gemeinschaftsräumen in einzelnen Projekten - und damit deren Kosten. So entsteht ein allseitiger Nutzen, der die benötigten Investitionen aller Beteiligten rechtfertigt. Der Aufwand soll deshalb innovativ über einen Quartiersverein finanziert und verwaltet werden.

Weitere Angebote und weitere flexibel nutzbare Räume können in einem Quartiersnetzwerk zugänglich gemacht werden - u.a. durch eine attraktive Quartiers-App.

Aber wie könnten auch die anderen Areal-Bebauer*innen die für alle zugänglichen Neustart-Commons mitfinanzieren und -nutzen? Auch dazu stellte die AG spannende Konzepte zur Diskussion. So könnte das bspw. über einen Verein organsiert werden könnte, in dem die anderen Bauakteure Mitglied sind. Dieser Verein könnte auch Anstellungsträger für Personal werden, um die Infrastruktur zu betreiben.

Fazit: ein vergnügter gutgelaunter Workshop voller Bewegung und Vorwärtsdrang. Und zugleich ein Workshop voller spannender Diskussionen. Spürbar, wie sich die Konzepte über die verschiedenen Workshops hinweg weiterentwickelt haben - konkreter, klarer und unverändert faszinierend. Und auch für die Gruppe immer klasse. Danke an die tolle Konzeptionsarbeit und WS-Vorbereitung der AG Soziale Infrastruktur! Und Danke an die schon wieder 30 Genoss*innen, die konzentriert mitgemacht haben!

Bilder: Socializing, Plenum und Arbeitsgruppen im produktiven Wechsel (Fotos: U.Otto)

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